Die chinesische und japanische Kunst findet in der Schlichtheit ihren Ursprung, ihre Substanz. Fernöstliche Kalligraphie bedient sich der Philosophie von Yin und Yang. So benötigt sie einzig und allein einen weißen Grund und schwarze Pinselstriche, die mit unterschiedlicher Intensität als Ausdruck von Energie und Vorstellungskraft zu Papier gebracht werden. Die wahre Tiefe und Vielfalt ist für Nicht-Eingeweihte optisch nur bedingt erkennbar, sondern spiegelt sich vor allem in der Bedeutung und Interpretation der gemalten Schriftzeichen wider.
Chen Shi Hong, Meister des Chen Taijiquan, ergänzt seine Kampfkunst mit der „ab“bildenden Kunst der Kalligraphie und betont immer wieder die Gemeinsamkeiten beider Kulturformen. Der Pinselstrich wird aus der Körpermitte, mit Energie und gänzlicher Vertiefung in die Bedeutung der Schriftzeichen unter Einbindung des gesamten Körpers ausgeführt. Das Streben nach absoluter Harmonie, einer Ausgewogenheit zwischen Leere und Fülle, zwischen Schwarz und Weiß, Kraft und Weichheit, kurz der Balance zwischen Yin und Yang steht im Vordergrund.
Und der Tuschestrich dient als eines der vielen Werkzeuge, das Wesen des Tao, „die Quelle aller zehntausend Dinge“, zu kommunizieren.